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Mini-Tagebuch

Donji Vakuf, Bosnien Herzegowina.

Kurz nach Rijeka haben wir heute bemerkt: Wir sind gefuehlt 7 Tage hinter dem Zeitplan.

Also: Tempo. Tempo Tempo Tempo, keine Pausen, kein Essen, Schlafen nur auf dem Beifahrersitz.

Der Erfolg gibt uns recht, schon um halb drei sitzen wir in Donjia Vakuf und sind wieder voll im Zeitplan. Nun muessen wir nur noch morgen um 06:00 Uhr aus den Federn kommen und losfahren, dann klappt das auch weiterhin mit dem Anspruch, rechtzeitig in Istanbul anzukommen.

Nur so kann ein Auspuff repariert werden. Mit Schweißdraht und Hammer.

Zeit fuer die Suche nach Internetcafes und das ausgefeilte Formulieren von Blog-Eintraegen gibt es aber irgendwie gar nicht.

Daher hier nur der Kurzeintrag, evtl. in Istanbul, spaetestens nach der Rallye wird dann alles nachgereicht, versprochen!

In Kuerze:

Vor dem Start: Die Autopapiere vom Benz aus Trier haben gefehlt. 10h Fahrt hin und zurueck waeren noetig gewesen, sie zu holen. Wir haben es aber auch anders Loesen koennen. Das war schon unsere erste Rallyeaufgabe vor der Rallye.

Nach dem Start: Massiver Wasserverlust beim blauen Benz. Wir waren kurz davor den Wagen stehenzulassen. Gefahrene Strecke bis dahin: 15km. Die wohl traurigste Bilanz fuer die Haltbarkeit eines Rallyefahrzeuges ueberhaupt. Aber auch das Problem konnten wir loesen. Irgendwie geht naemlich doch immer alles. Details folgen.

Bei Zimmern für 11 € gibt's auch Waschbecken auf dem Flur...

Unterwegs bis heute, 29.4. (Naja, 30.4. nachts): Fahren. Fahren. Fahren Fahren Fahrenfahrenfahren. Unglaublich. Eine Schinderei, aber mit Spass in den Backen. Nur Nachts ist die Landschaft nicht ganz so eindrucksvoll. Selbstmordgefaehrdete Hunde die auf die Strasse rennen beeindrucken uns jedoch jedesmal.
Aber alles laeuft, keine grossen Probleme soweit, hauptsachen wir Fahrenfahrenfahren.

Das wars fuer heute, leider kann ich hier keine Bilder hochladen, oder Umlaute tippen, aber lustige andere Zeichen machen: žćĐšč.

Liebe Gruesse vom ganzen Team an den Rest der Welt!

Istanbul

Istanbul, Türkei

Erste große Etappe Istanbul: Erreicht! Doch der Weg dahin war spannend. (Und genau deswegen machen wir ja bei der Rallye mit, allerdings hätte es auch gerne etwas weniger spannend sein dürfen.)

Alter Schmalspurbahntunnel - für schmale Autos grade so okay

Vorneweg noch eine Info für alle, die unser GPS Track verfolgen (was wir nur empfehlen können, was würden WIR geben um diese Route sehen zu können). Manchmal sind dort ganz wirre Schleifen zu sehen, z.B. rechts und links der Türkisch-Griechischen Grenze entlang.
Da sind wir mitnichten im Kreis gefahren, das ist ein Probem des Google Routenplaners. Der kennt nämlich unsere überaus ausgefuchste Streckenführung nicht, bzw. fehlen da ein paar Verbindungsstraßen. Und um von A nach B zu kommen, was vielleicht 2 km auseinander liegt, wählt Google dann eine Route ganz außenrum über C, D, E, F, G, ....

So einen Quatsch machen wir natürlich nicht. Bisher haben wir nach maximal 5 km wenden müssen wegen eines kleinen Verfahrers, oder haben den geschickten Weg durch Triest getauscht mit einer Städtetour, aber Schleifen haben wir keine gedreht. Da hätten wir ja auch gar keine Zeit für gehabt, ist klar.

Nach unserem Höllenritt nach Donji Vakuf waren wir ja wieder voll im Zeitplan. Und das sollte gefälligst auch so bleiben. Doch nach dem Höllenritt ist vor dem Höllenritt - die nächsten Tage wurden immer "besser".

Rallyeaufgabe: T-Shirts verschenken. Die beiden hat's gefreut

Nach einem schnellen Frühstück harmlos aussehender, aber teuflisch scharfer Spiegeleier ging es also zügig weiter. Nach den 17 Stunden Fahrtzeit (inklusive wirklich kurzer Pausen) gestern haben wir uns diesmal besser geschlagen. Schon nach flotten 15 Stunden sind wir in Stara Fiaker in Serbien angekommen. Sogar noch knapp vor Mitternacht! Quasi ein Erholungstag also.

Spannend war es beim Grenzübertritt nach Serbien - noch in Bosnien Herzegowina hat man uns drauf hingewiesen, dass wir ja gar nicht versichert sind für Serbien - bei Klaus und Su war die Gültigkeit der Grünen Versicherungskarte abgelaufen. Und Fritz hat dann bemerkt dass Serbien und ein paar andere Länder durchgestrichen sind - also auch nicht versichert.

Grenzübergang - mit dem Versicherungsheini am Telefon

Oi oi oi, ein heikles Thema. Also sind Klaus und Gerold vorausgefahren, in der Hoffnung dass unsere gültige Versicherungskarte so schön aussieht dass die anderen gar nicht gezeigt werden müssen. Aber den serbischen Grenzern war das Thema Versicherung sowieso ganz egal, die wollten die Karte nicht sehen (PUH!). Dafür sind wir hier auch schon den ersten Bakshish losgeworden, der Zöllner wollte erst alle Wagen durchsuchen, hat dann aber zum Glück schnell genug etwas "gefunden" was ihm gefallen hat. Ein paar Kulis und ein Bier sind ein fairer Preis für eine zügige Zollabfertigung - da waren wir uns einig.

Als wir später Serbien verlassen haben hat Fritz deutlich erleichterter ausgesehen - kann man ja verstehen, wer mag schon Abenteuerurlaub im serbischen Knast machen. Fritz offensichtlich nicht.

Kurz nach dem Grenzübertritt nach Bulgarien dann die Info von Fritz & Günther: Der Wagen hat keine Leistung mehr! Liegt's am billigen serbischen Sprit den wir kurz vorher getankt hatten? Die anderen Wagen liefen aber gut über die melonengroßen Schlaglöcher Bulgariens.
Komische Geräusche kommen da nur vom schleifenden Bodenblech, aber nicht vom Motor.

Irgendwann ging dann aber nichts mehr - eine Werkstatt musste her. Tja nur leider, leider ist in Bulgarien der 1. Mai auch ein Feiertag. Nix Werkstatt!
Aber Probleme sind dazu da um gelöst zu werden. Also haben wir uns erst gerade noch zu einem Abschleppunternehmen quälen können. Die haben dann den Benz mit dem rotglühenden Krümmer aufgeladen und haben ihn 60 Kilometer weiter gefahren zu einer Werkstatt, in der ein eigens für uns herbeitelefonierter Meister schon auf uns wartete.

Auf der Strecke haben wir den besten Schnitt in ganz Bulgarien gemacht. Unser Tipp: Wenn man schnell vorankommen will, dann einfach einem Abschleppwagen hinterherrasen! Die beiden anderen Benze hatten richtig was zu tun dem LKW folgen zu können, ein Krankenwagen im Einsatz hätte die Strecke nicht schneller fahren können.

Trecker auf Auto auf LKW - Dreimal so schnell wie erlaubt.

Die Werkstatt hat sich dann eigentlich nur als eine Auspuff-Wechsel-Garage mit Grube entpuppt, aber immerhin war jemand da der sich auch gleich des Problems angenommen hat.
Nach ein paar Tests die Diagnose: Kat kaputt!
Also kurzerhand rausgschnitten und einen Schalldämpfer eingesetzt. Probefahrt und: Leistung in allen 4 Gängen! Hurrah.
Die Aktion hat uns (nur) vier Stunden gekostet - die galt es nun wieder reinzuholen.

Der Bösewicht liegt am Boden

Da die Grenze von Bulgarien in die Türkei über eine Autobahn führt, haben wir einen kurzen Abstecher über Griechenland gemacht, ein paar Kilometer um dann von dort aus in die Türkei zu wechslen. Doch nicht alle Abstecher sind wirklich kurz...
Fabele brauchte noch eine Versicherung für die Türkei, denn auch die türkischen Gefängnisse sind nicht gerade die besten Unterkünfte, haben wir uns sagen lassen. Nur - die Versicherung konnte man an dem Grenzübergang nicht kaufen. Dazu müssten wir 2h weiter Richtung Süden fahren zur Grenze Kipi/Ippsala, dort soll es angeblich die Versicherung zu kaufen geben. Even late at night? Yes - all the time.

So sicher waren wir nicht ob das stimmt, aber die Alternativen waren auch nicht besser. Also hat sich das inzwischen ziemlich ausgelaugte Team aufgemacht, nach einem langem Tag zur türkischen Grenze, noch eine zweistündige Sonderetappe in Griechenland dranzuhängen.

Wegen überragender Müdigkeit der Fahrer haben wir dann die Autos so geschickt durchgewechselt, dass wirklich 3 Beifahrer gepennt haben während die anderen drei durch Griechenland gehetzt sind - aber auch diese drei Fahrer waren schon ziemlich am Ende.

Doch alles war gut - tatsächlich konnten wir in Kipi das Versicherungsbüro finden und die Angestellte wecken damit sie uns müde den begehrten Versicherungsschutz (von HDI, wer hätts gedacht) austellen konnte.
Nun war aber wirklich Ende Gelände, und etwa 30 Sekunden oder 200 meter nach der Türksichen Grenze haben wir uns in die Autos gelegt zum pennen. Um 03:30 Uhr waren wir ziemlich reif.
Vorher aber noch kurz ausgerechnet wann wir wohl aufstehen müssen damit wir rechtzeitig für die Sonderprüfung in Istanbul ankommen - mit etwas Sicherheitspuffer eingerechnet hieß es dann: 06:00 klingeln die Wecker. Prima. 2,5h Schlaf sollten ja auch wirklich ausreichend sein, wenn man voher 17 Stunden unterwegs war, oder? Genau!

Also mit ganz kleinen Äuglein beim ersten Morgengrauen gestartet - Und dann kam eine Offenbarung! Sind wir durch Bulgarien teilweise mit 10 km/h über die Schlaglochpisten gekrochen, hat uns hier auf einmal eine zweispurige Straße (keine Autobahn, natürlich!) begrüßt! Wir sind dem Gruß gefolgt und 100 statt 10 km/h gefahren - was den Schnitt auf einmal enorm hebt! Somit waren wir so schnell unterwegs dass wir uns sogar ein Frühstück gegönnt haben - ein bisher unbekannter Luxus der locker 4 Sterne verdient!

Bulgarische Schlaglochpiste - Da muss man ganz genau hinschauen

(Kommentar zum Bild oben: Dem Bandscheibenvorfall tut die Rüttelpiste wohl gut - Fritz ist beweglich wie ein 20-jähriger. Oder ist das Yoga - Übung "Der hängende Aal?)

Dann ging es in den Verkehr von Istanbul - wieder eine ganz neue Fahrerfahrung. Bei 70 km/h mit nur einem Meter Abstand zum Vordermann durch die Stadt zu rasen ist schlichtweg bekloppt. Geht aber nicht anders, sonst sind innerhalb von Sekunden etwa 5 Istanbuler zwischen unseren Teamwagen. Fabele und Su vorne weg (hervorrgender Navigator, Hut ab), Klaus und Gerold in der Mitte und Günther und Fritz als Letzte hinten. Klaus und Gerold hatten das Gefühl, als ob Günther mit einer Abschleppstange am 2. Wagen hing. Immer knapp dahinter, nie hatte ein Istanbuler auch nur eine Chance sich dazwischen zu schieben. Auch Spurwechsel von ganz links nach ganz rechts und zurück - Günther bleibt auf Tuchfühlung.

Dieses Team hält zusammen - als ob Klettband an den Stoßstangen wäre.

Vor dem Bahnhof, wo wir die Metallteile für ein Denkmal übergeben sollten gab es weder Halte- noch Parkmöglichkeiten, also sind wir auf einen Parkplatz in der Altstadt gefahren um von dort aus zu Fuß zum Bahnhof zu laufen - 30 min Marsch mit langen Regenrinnen-Fallrohren auf der Schulter. Wir wurden mehr als einmal gefragt was in aller Welt wir denn dort mit uns rumschleppen würden.

Am Bahnhof angekommen ein Vorgeschmack auf die Rallyeplanung: Es war einfach niemand da um die Dinge in Empfang zu nehmen. Per Gerüchteküche über andere Teams die Info: Die Sachen sollen am Fahrerlager an der alten Galatabrücke abgegeben werden, nicht am Bahnhof.
Große Begeisterung im Team (...nicht!) - da sind wir vor einer Stunde schon fast dran vorbeigefahren, wollten aber erst die Rallyeaufgabe lösen.

Der Übergabeexpress Gleis Eins verzögert sich - für immer

Also nochmal eine halbe Stunde durch Istanbul gelaufen zu den Autos. Hello, what is THIS that you are carrying? Why do you carry this? Auf die letzte Frage hatten wir bald auch keine Antwort mehr... (Allerdings sind vorherige Erläuterungsversuche zum Thema "Fallrohr" oder "Regenrinnenverbinder" auch nicht viel besser gelaufen).

Also wieder rin in die Kartoffeln, sorry, die gut durchgegarten Autos (die Türkische Sonne ist im Mai schon sehr gehaltvoll) und im Dreierpack zum Fahrerlager - der Stadtverkehr schien uns jetzt schon fast normal - so fährt man halt.
Dort angekommen nochmal staunen: Die Brücke ist viel zu klein für alle 300 Rallyeautos - ein paar Standen drauf, aber die meisten haben angefangen die ganze Umgegend als Parkplatz zu deklarieren - ohne Rücksicht auf Verluste. Straßen wurden um eine Autobreite schmaler gemacht, Rasen und Parkflächen zum Campinground umgemünzt. Und es war immer noch nicht genug Platz. Doch je voller das Camp war, desto klarer wurde was außer Platz noch fehlt: Toiletten. Da waren... halt gar keine. Ein armes Cafe auf einem Boot in der Nähe wurde regelrecht überfallen - was die Kellner nicht gerade vor Freude in die Hände klatschen ließ. Ansonsten war ein Teil der alten Stadtmauer in der Nähe, oder ein Busch, oder das berühmte WC Bosporus, .. oder der Autoreifen des Nachbarteams. Nicht so doll, aber irgendwie geht's auch.

WC mit Wasserspülung - sehr viel Wasserspülung

Im Galata-Brücken-Fahrerlager gab's dann auch die Übergabe der Metallteile und der Biere aus der Rallyeaufgabe: "Tausche Bier aus Missen mit landestypischen Gebräu."

Freundlicher Bulgare der plötzlich ein deutsches Bier in Händen hielt

Und - neue Infos!
Die nächsten vier Tage verlaufen ganz anders als im Roadbook beschrieben - und wer weiß wie es danach weitergeht. Aber solange wir am 14.5. in Baku sind um den Flieger zu erwischen soll das Recht sein. Ist schließlich Abenteuer Rallye und nicht TUI, das wurde uns ja vorher schon oft genug gesagt, gell?

Das Fahrerlager verlagert sich nun von der Brücke weg (puh!) vor die Blaue Moschee im Zentrum Istanbuls. Nach einem mehr oder minder klaren Startschuss (sollen wir jetzt los oder nicht??) sind alle Teams so schnell wie möglich in die Innenstadt gedüst. Trotz Verkehr ging das ganz schön schnell, denn in Istanbul geht's auch in der Rush Hour ziemlich zügig zu.
Zweimal aufgesetzt, einmal auf der abgegrenzten Straßenbahnspur gefahren, zuletzt falsch herum in eine Einbahnstraßen und voilá - schon stehen wir am Hippodrom, direkt vor der Sultan Ahmet Moschee.

Am Hippodrom zu stehen ist ein tolles Erlebnis - Menschen aus der ganzen Welt bewundern die Rallyeautos, fragen worum es hier geht, man kommt in ca. 7 verschiedenen Sprachen ins Gespräch...

Völkerverständigung über Kulturen hinweg - per Trecker

Leider kam schon bei der Hatz durch Istanbul die Info von Günther: Der Wagen zieht nicht mehr richtig. (Ja nanu, dabei liegt der Kat doch in Bulgarien, wie kann denn der jetzt noch Ärger machen?).
Und während sich vier fleißig im großen Bazaar verirrt haben, haben Günther und Fritz versucht das Problem zu finden und zu lösen.
Leider haben sich dabei... unschöne Szenen abgespielt.
Denn hilfreiche Rallyefahrer gibt es viele, auch welche mit einer groben Ahnung wie das wohl behoben werden könnte. Doch eine grobe Ahnung gepaart mit grober Gewalt endete in grobem Unfug: Der Wagen sprang gar nicht mehr an, kein Mucks mehr, und große Ratlosigkeit überall.

Viele Köche auch ohne Brei

Was aber die "Expertenmenge" um den Motor herum nicht abgehalten hat, kluge Ratschläge zu geben. Bevorzugt mit einer Dose Bier in der Hand um die eigene Kompetenz zu unterstreichen. Schnell war klar - da müssen echte Schrauber her. Zum Glück war ja das ganze Fahrerlager beisammen - und so geht unser ganz besonderer Dank an Roland (Team 9, Desertfox), Manfred (Team 99, Kneipstadt 99) und Holle (Team 33, Oriental Proms). Insbesondere die letzten beiden haben uns gezeigt wie Edelschrauben wirklich funkioniert - und aus "Maschin kaputt" tatsächlich ein "Alles ok" gezaubert.
Uns so kamen wir auch in den Genuss, einen Mengenteiler von Innen zu sehen - inklusive der verkanteten Einstellschraube im abgerissenen Gewindegang.

Mengenteiler-Aufschraub-Reparier-Meister-Lebensretter

Wir hatten uns schon überlegt ob und wie wir wohl mit zwei Autos weiterkommen, diesmal sah es wirklich danach aus. Und zwar länger als in Immenstadt, wo schon nach ein paar Minuten wieder Hoffnungsschimmer aufkamen.
Viele Stunden, ölige Finger und lange Gesichter später aber schnurrter der Vierzylinder wieder, und Günther und Fritz stand das Wort "Erleichterung" mehrfach gerade und quer über das Gesicht geschrieben. Dann war es so spät dass wir gerade noch ein Restaurant gefunden haben welches uns mit köstlicher türkischer Küche versorgt hat - das Bett hat danach ganz laut gerufen.

Nach den letzten Nächten haben wir uns ein Hotel gegönnt, denn dort gibt es so etwas wie Dusche, breites Bett und sogar auch Internet. Zwar nur in der Lobby, aber trotzdem reicht es für diesen Eintrag und auch ein paar Bilder. Zeit wird's.

Es gäb' noch ganz viel anderes zu erzählen, vom Kabelbrand im Cockpit von Klaus und Gerold weil der Tauchsieder am ganz falschen Ende Hitze erzeugt hat, oder vom Grenzbeamten der das gar nicht lustig fand mit unserer Zeitrafferkamera aufgenommen zu werden. (Auf den Schildern steht immer nur "no Photo", aber Zeitraffer ist doch was ganz anderes, finde ich zumindest).
Gudrun war auch in Istanbul und hat Klaus und Gerold besucht, aber eigentlich nur den halbzerlegten Motor gesehen und geschäftig im dunkeln durchgeführte Reparaturen bewundert.
Im Bazaar hätten wir und pflichtgemäß beinahe für immer verlaufen, haben im Ausgleich dafür aber gehandelt was das Zeug hält und gelernt, wo denn die Schmerzgrenze bei den Händlern liegt. "Go away now" ist da schon mal ein gutes Indiz dafür :-)

Bilder zu den letzten Erlebnissen folgen zeitverzögert, die verstecken sich noch auf den diversen Kameras und wollen erst mal kopiert werden.

Wer weiß wann das Tagebuch wieder weitergeführt werden kann, aber bis dahin ist der Status: Alle Autos laufen - die Teamstimmung ist top (siehe: "Alle Autos laufen"), und wir sind gespannt welche Planänderungen uns als nächstes bevorstehen. Jetzt geht es erst mal ins anatolische Hochland - die Bergetappe Çorum ruft.


Bogazkale

Boğazkale - Nähe Çorum

Vielen Dank für die vielen positiven Rückmeldungen zum Tagebuch! Ich würde auch gerne viel mehr schreiben, aber dafür braucht es Internet und viel Zeit. Beides ist ziemlich knapp hier bei der Rallye.

So, hatte ich vor zwei Tagen nicht noch geschrieben: "Alle Autos laufen" ?
Wir fahren zwar nicht durch Armenien, aber Radio Eriwan würde sagen: Im Prinzip schon.

Zwar haben die Edelschrauber den Mengenteiler wieder hinbekommen, so dass der Benz von Günther und Fritz wieder lief, aber das tat er weder sauber noch ruhig noch mit Leistung.
(Zwei Schrauberbilder habe ich noch im letzten Blog ergänzt).
Diagnose heute: Die Zündkabel schlagen durch. Also über das OK eine Ersatzteilbeschaffung organisiert; Die Zündkabel ausgebaut und jemanden in die Hände gedrückt, der daraufhin in Istanbul auf die Suche ging.
Leider Erfolglos.
Nun gut, wir fahren mit den alten Kabeln weiter und hoffen, dass sich das Gros der Zündfunken auch dort tummelt, wo es hinsoll: Im Motor, nicht ausserhalb. Bisher klappt das ganz gut. (Toi Toi Toi).

Gestern stand auf dem Programm: Wichtige Ministerreden, dann Olmaz Olmaz aller Rallyeteilnehmer, dann Le Mans start zur Fähre über den Bosporus nach Asien.

VIPs ohne Ende

Die Herren Minister (es waren deren mehrere da, das OK hat kräftig die Werbetrommel gerührt) haben uns mit türkischen Reden bedacht, und Nadir vom OK hat übersetzt. Einmal hat er sogar vom Türkischen ins Türkische Übersetzt, sehr zur Begeisterung der Minister - und des Publikums :-)

Weil die armen Minister unsere Bilder nicht haben (hätten sie nur mal gefragt) mussten sie ein anderes, doofes Bild nehmen für Ihre eigene Homepage. Pech für sie, denn da sind Su und Klaus gar nicht so gut drauf zu sehen, und Fabele ist ganz abgeschnitten. Das ganze Bild versaut also. Und sowas nennt man dann Pressearbeit: Homepage von Minister Egemen Bağış

Vorher noch wurde auch das Denkmal aus unseren Metallteilen eingeweiht.
Nun, die Übergabe der Metallteile verlief ja schon recht improvisiert, dem Denkmal ist es dann nicht anders ergangen. Ohne auch nur einen Schweißpunkt wurden ein paar repräsentative Stücke einfach auf dem Boden drapiert. Natürlich auch das große Fallrohr von Route 60, links im Bild zu sehen. Wahrscheinlich weil das Volk von Istanbul es schon vorgestern bewundert hat als wir es mehrmals durch die Stadt getragen haben.

Lauter alte Teile

Zum Lied Olmaz Olmaz vorgetragen von der Rallye-All-Stars Band möchte ich lieber nichts schreiben. Irgendwo zwischen "Des wird a gscheiter Krach" und "Langanhaltender Fürchteton" hat es sich aber bewegt. Ich hoffe alle Tonaufnahmen werden versehentlich gelöscht. Bitte Bitte!

Und noch vor der offiziell angekündigten Zeit wurde zum Le Mans Start aufgerufen. (Ja, bei der Rallye können Termine in alle möglichen Richtungen verschoben werden - das hält frisch).

Also hetzen die Rallyeteilnehmer von der Bühne zu Ihren Autos, springen rein, starten die Vorgewärmten Motoren, fahren mit quietschenden Reifen und hoher Drehzahl los um... die nächsten 40 Minuten im Istanbuler Stadtverkehr zu stehen. Das ganze Le Mans Rallyefeeling hat etwa 25 Sekunden gehalten. Aber gut, man nimmt mit was man bekommen kann.

Leider ist auf der Fahrt zu Fähre aufgefallen: Der Benz mit dem neu reparierten Mengenteiler geht andauernd aus. Er läuft viel zu fett und muss mit Gewalt bei Drehzahl gehalten werden.
Da es sich im 2-5 spurigen türkischen Stadtverkehr nicht so gut macht, ständig ein Starterkabel oder ein Abschleppseil rauszuholen haben Klaus und Günther die Position gewechselt, und Klaus hat Günther im Falle des Falles gnadenlos über die Stoßstange angeschoben - das geht sogar im fließenden Verkehr.

Kaum auf der asiatischen Seite angekommen ging es zur nächsten Mercedes-Benz Werkstatt, wo man uns höchst kompetent (die Einstellung wurde nach Gehör vorgenommen), sehr freundlich und schnell geholfen hat. An eine Bezahlung war natürlich nicht zu denken - es war eine Ehre uns helfen zu dürfen. Immerhin konnten wir Dekra-Kappen für das ganze Team an den Mann bringen. Daraus entstand das folgende Gruppenfoto mit Dekra und Dame:

Strahlende Gesichter - aus ganz unterschiedlichen Gründen

Hier hat sich unser Plan bezahlt gemacht, über USB-Kabel, Laptop, 220V Spannungswandler und Scan/Kopier/Fax/-Kombinationsdrucker die wohl komplizierteste Polaroid-Kamera der Welt mitzunehmen; Schon 5 Minuten später (Rekordzeit!) konnten wir dem Chef in der Mitte einen Hochglanz-Ausdruck dieses Fotos mitgeben - er hat sich sehr gefreut!

Weiter ging es zum heutigen Fahrerlager bei Izmit - dank Polizeieskorte einfach zu finden.
Die Stimmung war wirklich schön - direkt am Meer gelegen, die Lichter der Stadt leuchteten am Abend, alle Teams erholt und gut drauf.
Um zu zeigen dass wir unserer Kultur nicht nur in Form von Gartenzwergen auf dem Autodach spazieren fahren haben wir unser Dinée entsprechend mit Kerzen und Tischdecke gestaltet:

Biilig-Camping war gestern - Rallyekultur heute.

Morgens ging es dann auf teils nur für uns abgesperrten Straßen zur Rennstrecke.
Allerdings nicht wie zunächst angekündigt zur Formel Eins Rennstrecke Istanbul Parc Circuit, sondern zu einer ganz anderen Strecke. Wie soll ich diese Strecke beschreiben..... ein Modellbauclub hätte sich über die angemessene Streckenlänge gefreut und wäre Sonntags mit den Maßstab 1:200 Flitzern über die Strecke gerast.
Oder - alle Autos der Rallye hintereinander aufgestellt hätten vielleicht gerade so draufgepasst.
Entsprechend galt es die imposante Startaufstellung so zu entzerren, dass nie mehr als 6 Autos gleichzeitig auf der Strecke waren.
Wir haben geduldig gewartet und konnten so auch einmal die Kolben glühen lassen. Hat trotz allem viel Spaß gemacht!

Gentlemen - Start your engines

Danach ging die Tagesetappe nach Boğazkale, mit über 500km Streck an sich nicht von schlechten Eltern, aber da es teilweise über gut ausgebaute zweispurige Straßen ging lief es recht flüssig. Spätestens seit Bulgarien sind wir da ewas schmerzfreier.

Dazu ein kleiner Bericht wie man in einer Stadt nach einer Geldwechselstube fragt.
Denn uns ist leider schon wieder das türkische Geld ausgegangen, was z.B. daran liegen könnte dass jeder Halt an der Tankstelle gute 350,- Euro Benzinkosten verursacht. Drum halten wir da nicht so gerne.
Also rechts rangefahren und eine Passantin angesprochen, die konnte aber leider nur Türkisch. Aber eine schnell herbeigeilte Freundin sprach leidlich englisch. (Wir haben gelernt: Das Schlüsselwort lautet "Devis"). Zwar konnte die Freundin englisch, wusste aber nicht wo man die Devisen tauschen kann. Also wurde flugs ins nächste Geschäft gegangen um dort nachzufragen. Derweil hat Passantin No.1 einen englischsprechenden Freund ans Telefon geholt und mir das Telefon in die Hand gedrückt. Noch während ich erklären sollte wo ich denn bin um dann eine telefonische Wegbeschreibung abzubekommen kam jemand aus dem Geschäft heraus, deutete mir ihm zu folgen und stieg in seinen Wagen.
Also Telefon zurück an Passantin No. 2, begeistert bedankt und ab hinter dem unbekannten Führer her (der übrigens auch nur türkisch sprach, aber egal, er wusste ja wo es hingehen soll).
Und schwupp-die-wupp waren wir auch schon vor einem Juwelier, der ebenfalls als Wechselstube fungierte. (Was von außen natürlich in keinster Weise zu sehen ist).
Dort wurde wieder jemand gerufen der deutsch konnte, und schon ca. 12 beteiligte Personen später konnten wir unsere Euro in Lira wechseln.

Diese Aktion ist typisch für Freundlichkeit der Leute hier - wildfremde überschlagen sich um uns zu helfen, völlig ohne Hintergedanken und persönlichem Einsatz. Das finden wir alle ganz toll.

Frohen Mutes ging es dann weiter, und wir können nun auch beweisen dass so eine Rallye sehr wohl eine Kaffeefahrt ist. Auch in den Pausen mangelt es uns an nichts...

Rallyefahrezeuge haben's unter und auf der Haube


Gümüşhane

Chinesen Rallye und dicke Fische
Heute kann ich (naja, sollte ich) nur kurz berichten, denn morgen steht eine mörderische Etappe an, dafür stehen wir um 05:30 Uhr auf.
Am 6.5. sind wir zur Chinesen-Rallye gestartet, das war bisher eines der besten Rallye-Erlebnisse!

Das türkische Organisationskomitee hatte die Strecke super ausbaldowert, mit ganz vielen Schildern versehen und es standen etwa 200 Polizisten und Soldaten am Wegesrand um die Straßen für uns frei zu halten.
Dazu gab es in jedem Dorf einen Dorfvorsteher der auch eine grüne und eine rote Flagge in der Hand hielt.
An kritischen Stellen stand ein Krankenwagen, kurz, eine perfekt geführte Rallye.

So muss Rallye sein

Und was war daran jetzt so besonders (außer, das man zum erstem Mal seit Start in Oberstaufen eine genaue Route vor Augen hatte)?
Es war offroad! Ganz wenig Asphalt, mehr Schotter und noch mehr Matsch, Schlamm, Wiese, Bach, Schlonze, Lehm und Modder.
Teilweise in Spuren die so eingefahren waren, dass wir sofort aufgesetzt haben. Also musste da dann irgendwie zwischen Spur-Rand und Mittelhügel balanciert werden.
Enge Dorfdurchfahrten, wo man auch schon gerne mal etwas driften konnte.
Und die ganzen Dorfbewohner saßen am Rand der Strecke und haben begeistert gewunken.
Paris Dakar ist da nix dagegen!

Unsere Giveaways kommen gut an

 

Es gab auch keinen Fahrer der da nicht mit einem ganz breiten Grinsen auf der Strecke gewesen wäre!
Was wir so gehört haben gab es kaum Verluste, wohl mal eine Ölwanne, aber das gehört ja quasi zum guten Ton bei so einer Rallye.

Ein weiteres Highlight war, dass wir später in Samsun dann den Sportminister erwischt haben, um ihm die Flagge und die Wimpel unserer Sportvereine zu überreichen.
Das war wie üblich knifflig, da der Herr Minister natürlich nicht lange "greifbar" war. Wir haben ihn zufällig nah an unseren Autos vorbeilaufen sehen, haben die Flagge geschnappt und ihn förmlich angesprungen.
Foto gemacht - Spitze!

Herr Minister, könnse das mal halten?

 

Der Rallye zu Ehren gab es dann noch ein tolles Feuerwerk - beeindruckend!
Später fand auf der Bühne noch die offizielle Übergabe der Wimpel statt, da konnte dann Günther seinen Wimpel noch loswerden - die Sportvereine daheim werden begeistert sein.


Für die Teamleiter gab es dann überraschend noch eine Bootsfahrt auf dem schwarzen Meer mit Dinée, allerding mit eher übersichtlichem Menü.
Der Rest der Truppe hat sich dagegen in einem mehr-Sterne Fischrestaurant niedergelassen und sind dort mit 20 Vorspeichen, köstlichen Hauptgängen, gutem Wein etc. verwöhnt worden.
Kurz, der Abend war für alle gelungen. Nur der Teamleiter (ich) musste sich irgendwie gar zu oft anhören wie exquisit das Menü im Fischlokal doch war. Jahaaa - ich habe es verstanden :-D

Am nächsten Tag (heute) ging es zur Etappe nach Trabzon, die Fahrt verlief gut mit köstlicher Mittagspause in einem Restaurant direkt am schwarzen Meer. Die türkische Küche ist aber auch gut, mann o mann!
Die heutige Aufgabe lautete: Angelt einen großen Fisch aus dem schwarzen Meer.
Gerold hatte sich extra vor der Rallye noch aufschlauen lassen und eine gute Ausrüstung mitgebracht!
Also sind wir ans Meer, wo auch andere Angler standen, und haben unsere Köder ausgeworfen.
Nur wollte keiner beißen. Nie nicht. Einmal haben wir uns sauber am Grund verhakt, aber das war auch das einzige mal das Zug auf der Leine war.
Problem dabei vielleicht: Der Köder bestand aus bestem deutschen Mais.
Die Fische vor Ort waren aber nur etwa 11 cm lang, das ist wahrscheinlich so als ob wir versuchen würden in eine Wassermelone zu beißen. Ich mag mir gar nicht vorstellen wir groß dann der Angelhaken in der Melone sein müsste
Neben uns der Angler hat einen Fisch nach dem Anderen rausgezogen, manchmal sogar 3 Stück auf einmal.
Er hatte dann Mitleid mit uns, erst durften wir mit seiner Angel angeln (sofortiger Erfolg!), dann hat er uns für unsere Angel Köder und Haken gegeben - auch sofortiger Erfolg!

So geht das - Anleitung vom Angelmeister

 

Letzten Endes kamen wir so auf einen stattlichen Beutel mit ca. 75 kleinen Fischen. Nicht schlecht.
Als das OK dann die Fische gesehen hat konnten wir uns auf Folgendes einigen: Wir zählen alle Fische, messen sie aus und die Gesamtlänge zählt dann!
So konnten wir also auf 8 Meter Fisch kommen, es wurde offiziell ins Rallyebuch eingetragen und abgestempelt. Wir vermuten dass wir damit den längsten Fisch aus dem Wasser gezogen haben. Unseren Rallyepunkten wird's gut tun.


Da die Etappe morgen ziemlich lang wird, wildes Berg-gefahre mit Pässen auf 2.500 Metern Höhe haben wir uns entschlossen, heute schon loszufahren um den morgigen Tag ein paar Stunden kürzer zu machen.
Also ging es im dunkeln, bei Nebel und Regen los auf schlechten Straßen hoch in die Berge.
Und dann hatten wir sie: Unsere erste Reifenpanne! Glücklicherweise war an der Stelle gerade genug Platz zum Reifenwechsel, und mit ein paar technischen Problemchen konnten wir dann den Reifen wechseln. Spannende Sache!

Klause bei der Arbeit - dat Dingens kommt dran!

 

Aber alle Teams die an uns vorbeigefahren sind haben gehalten und gefragt ob sie helfen können - echt gutes Rallye-Gefühl kommt da auf.